Ja, die Zeit rennt, aber auch nur oberflächlich betrachtet. Schaut man genauer hin, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Dann zeigt sich erst, wie erlebnis- und erkenntnisreich jeder einzelne Monat ist. Es lohnt sich also, sich diese Zeit immer wieder zu nehmen.
3 Themen, die in diesem Monat wichtig waren
#1 Start meiner Sport-Microdosing-Challenge
In diesem Monat habe ich ein Experiment gestartet. Ich habe vor längerer Zeit herausgefunden, wie ich mit kleinen persönlichen Challenges mein Leben in eine gewünschte Richtung lenken kann. Damit experimentiere ich schon lange, und ich habe regelmäßig mehrere größere und kleinere Challenges laufen. Manche funktionieren gut, manche weniger.
Dort, wo es nicht so gut klappt, versuche ich herauszufinden, woran es liegt und was ich ändern kann. Nicht alle Methoden, die empfohlen werden, funktionieren bei mir.
Das dachte ich bisher auch von der Accountability-Methode, in der man sowas wie eine soziale Verpflichtung herstellt, indem man sein Vorhaben teilt. Mit Freunden, der Familie, mit den Kollegen oder aber öffentlich. Ausprobieren wollte ich es trotzdem mal.
Mein Experiment für den Monat Mai war also, auf meinem Blog täglich über das Ergebnis einer Self-Challenge zu berichten, bei der ich täglich über den Tag verteilt mindestens 10 kleine Sporteinheiten einschiebe. Das versuche ich nämlich schon seit Anfang des Jahres, aber so richtig etablieren konnte ich das nicht, mein tägliches Maximum lag bisher bei 7 Einheiten.
Im Rahmen meiner Challenge gelangen mir die 10 Sporteinheiten mühelos und es hat riesigen Spaß gemacht. Hier kannst du nachlesen, wie es mir mit meiner Challenge ergangen ist:
30 Tage Sport-Microdosing-Challenge – bist du dabei?
Ich habe sogar Lust bekommen, gleich im Juni mit der nächsten Challenge weiterzumachen. Um welches Thema es gehen wird? Das ist es ja … ich habe so viele Challenge-Ideen, dass die Entscheidung gar nicht so einfach war. Aber nun steht fest, es gibt eine „Coole-Zitate-Challenge“. Hier kannst du sie verfolgen, wenn du magst:
30 Tage Coole-Zitate-Challenge – bist du dabei?
#2 Neue Infos – und dann?
Mir ist wichtig, ruhig und bedächtig in den Tag zu starten. Morgens kann ich auch am besten denken. Ich genieße die Zeit, die ich nur für mich habe und nehme mir Zeit für Dinge, die mir gerade wichtig sind.
Oft höre ich 1, 2 oder 3 meiner Lieblingspodcasts und nehme dabei viele interessante Impulse auf, die sich mit meinen eigenen Gedanken verknüpfen und mir Klarheit und neue Erkenntnisse vermitteln. Doch wenn ich mir nicht die Zeit zum Reflektieren und Festhalten nehme, ist vieles schnell wieder vergessen – spätestens, wenn ich im Büro bin und mich das Tagesgeschäft in Anspruch nimmt.
Weil mich das ärgert, habe ich damit begonnen, meine neuen Gedanken, Ideen und Erkenntnisse “AudioPen” anzuvertrauen. Das ist eine KI-basierte App, die meine Stimme aufnimmt, transkribiert und das Gehörte sinnvoll zusammenfasst:
Blitzschnell transkribieren mit KI: Ideen festhalten, die nicht verloren gehen dürfen
Das mache ich täglich, bevor ich ins Büro gehe. Es funktioniert mal mehr, mal weniger gut. Gelegentlich produziert AudioPen auch ziemlichen Blödsinn, dann muss ich die Zusammenfassung noch einmal nachbearbeiten.
Wenn ich meinen Wochenrückblick mache, schaue ich mir die AudioPen-Transkripte der letzten Woche noch einmal an und verarbeite sie weiter, wenn sie mir dann noch wichtig erscheinen.
Diese Lösung gefällt mir im Moment gut und ich setze damit auch um, was ich im März bei Ivan Blatter im Workshop “Notizen für Profis” gelernt habe.
#3 Rückkehr in die “Pio”
Am ersten Mai-Wochenende war das jährliche Familientreffen mit meinen beiden Brüdern und unseren jeweiligen Lieblingsmenschen. Meistens treffen wir uns irgendwo auf halber Strecke zwischen Berlin und Rostock. In diesem Jahr waren wir am Werbellinsee. Den Ort hatte ich vorgeschlagen, nachdem mir eine Freundin Neujahrsgrüße von der “Pio” geschickt hatte. Ich war überrascht als ich hörte, dass es die ehemalige Pionierrepublik “Wilhelm Pieck” noch gibt und war neugierig, wie es jetzt dort aussieht.
Ich habe dort im Jahr 1974 sechs Wochen verbracht und kann mich kaum daran erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich mich dort nicht besonders wohl gefühlt habe. Die Gehirnwäsche war mir sehr unangenehm. Ich weiß nur noch, dass ich nach meiner Rückkehr aus der Pionierrepublik “für den Sozialismus verloren” war und nie wieder etwas machen wollte, was auch nur entfernt etwas mit gesellschaftlichen Aktivitäten zu tun hatte.
Nach ziemlich genau 50 Jahren war ich nun also wieder in der Pionierrepublik – und die Anlage ist so idyllisch wie damals. Nur, dass es jetzt keine sozialistische “Kaderschmiede” mehr ist sondern ein Ferien- und Freizeitdomizil.
Warum man damals gerade mich für dieses sozialistische Schulungslager ausgewählt hatte, wundert mich übrigens noch heute. Auch meine Brüder können es sich nicht erklären. Schließlich entsprach meine Familie – Akademiker mit aktiven Westkontakten – nicht den sozialistischen Maßstäben. Niemand aus unserer Familie war jemals in der Partei, schon gar nicht gab es irgendeine Verbindung zur Stasi.
Unsere größte Herausforderung damals: Wie verhindert man die gesellschaftliche Einbindung, ohne erhebliche berufliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen? Da wir alle studieren konnten, ist uns das offenbar ganz gut gelungen.
Auch wenn ich mich kaum an meinen damaligen Aufenthalt in der Pionierrepublik erinnern kann, erkannte ich nun doch einige Wege und Orte wieder. Zum Beispiel meine damalige Schule.
Wir haben auch eine originale mongolische Königsjurte entdeckt. Sie wurde der Pionierrepublik 1974 geschenkt, wie einer Tafel zu entnehmen ist – also im Jahr meines Aufenthalts. Kann mich aber nicht daran erinnern.
Nach dem Mittagessen mit Blick auf den Werbellinsee fuhren wir weiter und besuchten ganz in der Nähe das Zisterzienserkloster Chorin.
Das Kloster ist fantastisch saniert und ein ganz zauberhafter, stimmungsvoller Ort. Hier ließen wir den Tag ausklingen.
3 Erkenntnisse
- Bisher war ich immer der Meinung, eine Verpflichtung, die ich mir selbst gegenüber geben würde, wäre stark genug. Durch meine Sport-Microdosing-Challenge habe ich die Erfahrung gemacht, dass so eine soziale Verpflichtung doch noch stärker sein kann.
- Unser Leben ist geprägt von Sollwerten. Das sind unbewusste Maßstäbe, die unser tägliches Verhalten beeinflussen und oft bestimmen, wie wir uns fühlen und wie wir unseren Alltag gestalten. Sie zu erkennen und zu hinterfragen kann helfen, bewusster und effektiver zu leben. Eigentlich weiß man das. Dennoch hat mich das entsprechende Kapitel in Christian Riecks Buch „Anleitung zur Selbstüberlistung“* beeindruckt.
- Das wirklich Spannende an Chat GPT (und anderen KI-Tools, die ich bisher kennenlernen durfte) ist nicht das Verfassen von Texten – das hat uns wahrscheinlich alle schon ernüchtert. Wirklich grandios ist die Klarheit, die eine KI in meine Gedanken bringen kann. Mühelos sortiert und strukturiert ChatGPT mein gedankliches Wirrwarr, löst Knoten in meinem Kopf, und ich denke nur: Stimmt. Genau das meinte ich … krass!
3 (Zwischen)-Ergebnisse
- Erstmals nach Jahren habe ich wieder meine Lumix-Kamera herausgeholt und glaube, die wichtigsten Funktionen einigermaßen verstanden zu haben. Nun kann es losgehen mit den Foto-Experimenten.
- Ich habe mir verschiedene GPTs für verschiedene Aufgaben angelegt. Sie funktionieren schon ganz gut, wollen aber immer noch weiter trainiert werden. Aber da sind sie schon mal.
- Endlich habe ich meine inzwischen 700 Browsertabs organisiert: geschlossen oder thematisch sortiert. Okay, ein paar Rest-Tabs sind noch da, aber die Zahl ist zweistellig und auch die bekomme ich noch wegorganisiert.
3 Erlebnisse
- Am 1. Mai unternahmen Hannes und ich eine Radtour zur Halbinsel Fischland-Darss – nach Ahrenshoop und wieder zurück.
- Spontaner Wismar-Besuch mit lieben Freunden, die die begehrten Karten für eine Stadtführung mit SOKO-Wismar-Bezug ergatterten. Stadtführer war ein Komparse der Serie, der uns nicht nur die Highlights der Wismarer Innenstadt, sondern auch Drehorte der Serie zeigte und Anekdoten erzählte.
- Ein langes sonniges Himmelfahrtswochenende mit unserer Tochter Katharina und ihrem Freund Felix und gemeinsamen Ausflügen.
Was sonst noch los war
- Eine unserer Wohnungen muss neu vermietet werden. In Rostock Mieter zu finden, ist nicht schwer, und schon gar nicht in der Gegend, in der wir vermieten. Dennoch ist es traurig, Interessen absagen zu müssen, die ebenso gut gepasst hätten.
Über diese Themen habe ich gebloggt
Worauf ich mich im Monat Juni freue
- Meine neue Challenge: 30 Tage Coole-Zitate-Challenge – bist du dabei?
- Treffen mit meinen beiden Freundinnen Conny und Marianne in Wismar.
- Der Bürgerbrunch in Rostock für einen guten Zweck.
- Die Wahlen. Ich bin Wahlhelferin und finde es spannend.
- Ein Wochenende in Stettin. Für Hannes ist es eine einwöchige Radtour – am Wochenende komme ich mit dem Auto nach und hole ihn ab.
- Unsere Reise mit der AIDA.
- Wir lernen die Eltern unseres Schwiegersohns kennen.
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Liebe Astrid,
wow, deine Reise 50 Jahre zurück zur Pionierschule muss wirklich beeindruckend gewesen sein.
Nicht wegen deiner Erinnerungen daran, denn die fehlten dir ja größtenteils, sondern der Gedanke dahinter: Was wir in der Lage sind zu vergessen, weil es uns lähmt, beklemmt, nicht guttut.
Wir alle haben ganz sicher solche Verdrängungsmechanismen, was die nächste Frage aufwirft: Finde ich das gut oder nicht?
Schreiben hilft mir, diese Erinnerungen festzuhalten und gewissermaßen zu konservieren, auch wenn unschöne Erlebnisse Eingang finden.
Danke für deine viele Fotos und das mit den Zitaten schaue ich mir auch direkt mal an 🙂
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Gabi,
ja das mit der Pionierrepublik war schon sehr interessant, aber ich glaube nicht mal, dass ich da etwas verdrängt habe. So schlimm war es für mich nicht. Nur, dass mir nach der 6-wöchigen „Druckbetankung“ klar war: Das ist nicht mein Weg. Bei anderen Kindern hat diese Zeit möglicherweise genau das Gegenteil bewirkt.
Aber ich war schon immer schüchtern und introvertiert, deshalb habe ich auch Ferienlager, bei denen ich ja tagelang niemals für mich allein sein konnte, nicht so schön in Erinnerung wie andere Kinder.
Ich nehme an, dass es heute nicht anders ist, wenn man als Kind oder Jugendliche an thematisch orientierten Lagern politischer Organisationen teilnimmt. Wahrscheinlich gibt es auch da eine Agenda, die sich täglich mit dem jeweiligen Thema befasst. Ist natürlich nur eine Vermutung.
Generell habe ich relativ wenige Erinnerungen an meine Kindheit, obwohl sie sehr schön war. Aber wenn ich mir überlege, dass ich mindestens 10 Jahre bewusst als Kind erlebt habe, ist es doch vergleichsweise wenig, an das ich mich erinnere. Es mag auch daran liegen, dass ich eher nach vorn schaue als zurück.
Stimmt, das ist das Schöne am Schreiben. Man setzt sich mit diesen Dingen auseinander, egal ob man sie als gut oder nicht so gut empfindet. Merke ich genau jetzt wieder …
Herzlichen Dank für deine Gedanken dazu.
Liebe Grüße
Astrid
Liebe Astrid!
Was für ein Monatsrückblick – soo cool! Du und Deine Challenges… ich find’s toll und habe im Moment auch eine kleine laufen, ist aber eher ein „experimentelles Feld“, das ich eröffnet habe. Die Zitate-Challenge finde ich toll, ich hab‘ erst kürzlich einen Blogartikel zu einem Zitat geschrieben (aber noch nicht veröffentlicht) weil ich die Idee so schön fand. Ich bin ja auch eine Zitate-Sammlerin 😉
Ich hab‘ nur kurz bei Dir gestöbert und gesehen, wie unglaublich Du unterwegs bist. Da tut sich richtig was bei Dir, das ist für mich spürbar.
Liebe Grüße, einen schönen Juni, und ich komme dann wieder, um Deine 30 Zitate zu lesen 🙂
Marita
Wie schön, ein Marita-Kommentar 🥰
Danke, liebe Marita! Jetzt machst du mich aber neugierig auf deine Challenge. Mir geht es damit ähnlich, auch für mich ist es jedes Mal ein kleines Experiment, aus dem ich mit neuen Erkenntnissen heraus gehe. Deinen Blogartikel über das Zitat kann ich hoffentlich bald lesen?
Ganz liebe Frühlingsgrüße aus dem Norden
Astrid