Eisenhower-Matrix, ABC-Analyse, SMART – wenn du dich für Selbstcoaching, Selbstorganisation und Zeitmanagement interessierst, weißt du sofort, wovon die Rede ist. Ich muss allerdings gestehen, dass ich diese oder andere bekannte Methoden nur äußerst selten wirklich gezielt einsetze, jedenfalls denke ich niemals: „Jetzt priorisiere ich mal meine Aufgaben nach ABC …“ (unbewusst mache ich es natürlich doch). Wie also bekomme ich meinen Hauptberuf in (noch) Vollzeit, meine freiberufliche Tätigkeit als Werbetexterin, meine Beziehung, Familie, Freunde, Hobbys, Sport, Freizeit und die Vermietung unseres Mehrfamilienhauses unter einen Hut, ohne „klassisches“ Zeit- und Selbstmanagement? Ja, ich nutze verschiedene Methoden, Lifehacks, Routinen. Aber in Wirklichkeit lässt sich meine gesamte Selbstorganisation auf genau drei Metaphern zurückzuführen, die ich zu irgendeiner Zeit in meinem Leben gehört und nie wieder vergessen habe. Hier sind sie:
Hier sind sie: die lebensverändernden Selbstcoaching-Metaphern
#1 Metapher zur Effektivität: Der Holzfäller mit der stumpfen Säge
Holzfäller Franz verdiente seinen Lebensunterhalt damit, Bäume zu fällen und das zerkleinerte Holz zu verkaufen. Eines Tages bemerkte er, dass seine Säge nicht mehr so mühelos durch das Holz schnitt wie früher. Er arbeitete, so hart er konnte um so viel zu schaffen wie früher, aber er war ständig erschöpft und seine Arbeit dauerte viel länger als sonst. Er musste viel mehr Kraft aufwenden, um das Holz zu schneiden, was ihn frustrierte und entmutigte.
Eines Tages kam Holzfäller Hans vorbei, dem sofort auffiel, dass Franz mit einer stumpfen Säge arbeitete. „Mein Freund“, sagte Hans, „du solltest deine Säge schärfen. Mit einer stumpfen Säge zu arbeiten, kostet dich mehr Zeit und Energie, als es müsste.“ Franz antwortete darauf: „Ich weiß, aber ich habe keine Zeit dazu, du siehst doch, wie viel ich zu tun habe …“
Wie ich inzwischen weiß, stammt die „Holzfäller-Metapher“ von dem Managementtrainer und Beststellerautor Stephen Covey. Wann ich sie erstmals gehört habe, weiß ich nicht mehr genau, aber es muss mindestens 20 Jahre her sein. Seitdem ist sie in meinem Denken immer präsent, und ich hinterfrage meine eigenen Methoden regelmäßig daraufhin, ob ich mal wieder „meine Säge schärfen“ muss. Schließlich möchte ich in keinem Lebensbereich mehr Zeit, Energie und Mühe aufwenden als notwendig.
Einige Jahre später hörte ich die folgende Geschichte, die mich ebenfalls so beeindruckt hat, dass sie seitdem mein Denken und Handeln bestimmt:
#2 Metapher zu Prioritäten: Die großen Steine müssen zuerst ins Glas
Es war einmal ein Professor, der in einem Hörsaal stand und eine Vorlesung über das Leben hielt. Vor ihm stand ein leeres Glas, neben ihm lagen einige große Steine. Der Professor legte einen der Steine in das leere Glas.
„Was denkt ihr, passt noch ein Stein in das Glas?“, fragte er seine Studenten.
Einige der Studenten antworteten: „Nein, das Glas ist schon voll!“.
Der Professor lächelte und holte unter dem Schreibtisch einige Steine hervor, die etwas kleiner waren als der erste. Er platzierte einen der kleineren Steine vorsichtig in einer Lücke in dem Glas und fragte dann: „Was denkt ihr, passt noch ein Stein in das Glas?“.
Diesmal sagten die Studenten: „Vielleicht ein noch kleinerer Stein oder Kies“.
Wieder lächelte der Professor, nahm eine Handvoll Kies und schüttete ihn in das Glas. Er schüttelte das Glas vorsichtig, damit die Steinchen zwischen den großen Steinen Platz fanden und wiederholte das Ganze, bis das Glas bis zum Rand gefüllt war.
„Was denkt ihr, ist das Glas jetzt voll?“, fragte er.
Einige Studenten schienen sich unsicher, aber die meisten von ihnen nickten zustimmend.
Der Professor nahm nun eine Kanne mit Wasser und goss sie in das Glas, bis das Wasser bis zum Rand stand.
„Was zeigt Ihnen dieses Experiment?“, fragte der Professor, und einer der Studenten antwortete: „Es gibt immer noch Platz für mehr, aber man muss bereit sein, die großen Steine zuerst in das Glas zu legen“.
Die Metapher des Professors hatte die Studenten tief berührt. Sie verstanden, dass das Leben wie ein Glas ist, das man füllen kann. Wenn man den wichtigen Themen den nötigen Raum gibt, wird es immer noch Platz für alles andere geben. Wenn man sein Leben jedoch zunächst mit vielen kleinen Dingen füllt, werden die großen, wichtigen Themen keinen Platz mehr finden.
Diese Metapher ist für mich allgegenwärtig, seit ich sie vor etwa 10-15 Jahren erstmals gehört habe. Seitdem denke ich immer, wenn ich meine Prioritäten neu sortiere, in „Steingrößen“.
Hier kommt auch gleich meine dritte große „Lebensweisheit“:
#3 Metapher zur Work-Life-Balance: Das Konzept vom Rad des Lebens
Relativ neu für mich ist das Konzept vom Wheel of Life oder Rad des Lebens. Das Konzept besagt, dass für ein erfülltes Leben alle Bereiche des Lebens in Balance sein sollten. Das Rad des Lebens ist wie ein Kreis mit acht Abschnitten, die die wichtigsten Aspekte des Lebens darstellen. Oft sind es die Bereiche Karriere, Finanzen, Gesundheit, Familie, Freunde, persönliche Entwicklung, Freizeit und Spiritualität. Wem andere Dinge wichtig sind, setzt seine Prioritäten anders. So könnte so ein Lebensrad aussehen:
Damit das Rad des Lebens „rund läuft“, müssen alle 8 Bereiche in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, wobei die eigene Zufriedenheit der einzige anzusetzende Maßstab ist.
Man schaut sich also jeden seiner Lebensbereiche an und vergibt Punkte zwischen 0 – völlig unzufrieden und 10 – absolut zufrieden. Um den aktuellen Zustand seines Lebensrad – sprich der Balance der wichtigen Lebensbereiche – zu veranschaulichen, kann man die Punkte auf dem jeweiligen Strahl in einer symbolischen Lebensrad-Grafik eintragen. Die 0 würde dann im Mittelpunkt stehen, die 10 ganz außen. Irgendwo dazwischen – am besten natürlich ganz außen – setzt man auf jedem Strahl einen Punkt, der die Zufriedenheit in dem jeweiligen Lebensbereich symbolisiert. Verbindet man nun die einzelnen Punkte miteinander, bildet sich idealerweise ein Kreis oder eben ein „Rad“.
So erkennt man vielleicht, dass man auf seinem Lebensrad einige Bereiche vernachlässigt hat und kann gezielt an den Themen arbeiten, die in letzter Zeit zu kurz gekommen sind. Zum Beispiel …
- regelmäßig Sport zu treiben und sich gesünder ernähren, um seine Gesundheit zu verbessern,
- regelmäßig Zeit mit Freunden und der Familie einplanen, um die Beziehungen zu pflegen und zu stärken,
- sich berufliche Ziele setzen, um die Karriere voranzubringen,
- genügend Freizeit für Hobbys und die persönliche Entwicklung reservieren.
Seitdem ich das Konzept des Lebensrads kenne, schaue ich mir mein persönliches Lebensrad immer mal an, meistens um den Jahreswechsel herum, und überlege, wie zufrieden ich in jedem meiner 8 Lebensbereiche bin. Rund läuft mein Lebensrad, wenn alle 8 Lebensbereiche möglichst gleich gut bewertet sind. Anderenfalls „holpert“ es, und dann muss ich daran arbeiten, dass es wieder runder läuft – schließlich will ich ja nicht gebremst werden …
Für mich ist auch diese Metapher lebensverändernd. Auch, oder vielleicht auch gerade weil sie so einfach und anschaulich ist. Entscheidend ist für mich dabei, dass nur mein eigener Maßstab zählt, nicht die Bewertung von außen. Wenn ich selbst mit meiner Situation in dem jeweiligen Bereich zufrieden bin, dann gibt es dafür 10 Punkte, egal was mein Umfeld sagt.
Fazit: Mir zeigen diese kleinen Geschichten wieder einmal, wie stark „Storytelling“ oder anschauliche Bilder auf uns wirken können. Während eher abstrakte Darstellungen der einfachen Sachverhalte einfach an mir vorbeigerauscht wären, haben sich diese kleinen Storys dauerhaft verankert und beeinflussen seitdem mein Denken und Handeln.
Wie ist es bei dir? Hast du ähnliche „Lebensweisheiten“, die dich schon lange begleiten? Ich freue mich, wenn du sie in den Kommentaren mit mir teilst.
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