Es gibt da etwas, das mir richtig wichtig ist. Und trotzdem komme ich kaum voran. Nicht, weil ich keine Lust hätte. Sondern weil es einfach ein bisschen mühsam ist. Und weil es nicht dringend ist. Deshalb schiebt sich immer wieder der Alltag dazwischen.
Kennst du das? Hast du auch so ein Projekt?
Dann ist meine Herzensprojekt-Challenge vielleicht genau das Richtige für dich.
Was mein Herzensprojekt ist
Mein Herzensprojekt sind die Tagebücher meiner Großmutter.
Es sind keine Tagebücher im klassischen Sinne – sie hat darin nicht ihre intimsten Gedanken geteilt. Aber sie hat ihr Leben festgehalten. Und zwar mit viel Sorgfalt, über Jahrzehnte hinweg. Angefangen hat sie 1924, da war sie 22 Jahre alt. Damals noch nicht täglich, aber immerhin.
In meiner Erinnerung hat sie in ihren 60ern jeden Tag geschrieben. Im Haushalt meiner Großeltern gab es keinen Fernseher. Abends war also Zeit – und die hat sie zum Schreiben genutzt. Sie wollte ihre Erinnerungen festhalten, für uns. Das hat sie selbst so gesagt.
Vor einigen Jahren hat mein Vater die gebundenen Tagebücher für mich kopiert. Jetzt liegen sie hier – mehrere A4-Ordner, auf jeder Seite zwei Tagebuchseiten.
Warum es nicht einfach ist
Das Problem: Ich kann die altdeutsche Handschrift nicht einfach so lesen, auch wenn sie wunderschön aussieht. Bei gedruckten Büchern geht das, wenn ich mich erst mal „eingelesen“ habe. Aber Handschrift ist noch mal eine andere Nummer. Und weil die Tagebücher durch die Bindung am Mittelsteg nicht immer flach auf dem Kopierglas lagen, fehlen manchmal auch die Ränder.

Ich habe vor ein paar Jahren angefangen, die Seiten zu entziffern und direkt in eine Word-Datei zu übertragen. Dabei bleiben immer ein paar unlesbare Wörter offen – die markiere ich mit „…“. Manchmal ergibt sich der Zusammenhang erst später.
Letztes Jahr habe ich eine Transkriptionssoftware ausprobiert. Das hilft ein bisschen, ersetzt aber nicht das eigenständige Lesen. Vor allem Eigennamen oder abgeschnittene Wörter muss ich mir nach wie vor selbst zusammenreimen.
Warum ich’s trotzdem mache
So, genug gejammert 😉
Ja, es ist mühsam. Aber es ist es mir wert. Und wie!
Auch wenn ich weiß, wie das Leben meiner Großeltern verlaufen ist – ich kenne nur die Rückschau. Wie sie die Situationen damals erlebt und beschrieben haben, ist nochmal etwas ganz anderes.
Aktuell bin ich im Jahr 1927. Meine Großeltern waren gerade frisch verheiratet.
Allein diese drei Jahre haben mir schon so viele neue Einblicke gegeben:
- Welche Wanderungen sie unternommen haben.
- Dass viele der alten Bekannten aus meiner Kindheit schon damals ihre Freunde waren.
- Dass sie im „Trocadero“ tanzen waren – da war ich später auch immer mal.
- Dass die regelmäßigen „Kaffeekränzchen“, das ich als Kind bei meiner Großmutter erlebt habe, eigentlich so etwas war wie unsere „Mädelstreffen“ heute.
Einmal hat sie beschrieben, wie meine Großeltern nach einem Theaterbesuch nach Hause gegangen sind. Ich habe mich gewundert: Wie kommt man am Wall vorbei, wenn man doch zur Wismarschen Straße will? Später wurde mir klar, dass sie ein anderes Theater meinte – das Rostocker Stadttheater wurde später im Krieg zerstört. Ehrlich gesagt wusste ich bis dahin nicht, was für ein prachtvolles Theater es damals in Rostock gab. Das Theater, das ich kenne, ist ein Behelfsbau. Provisorien leben eben am längsten.
Ich bin sicher: Das, was ich noch nicht übersetzt habe, wird genauso spannend.
Meine Challenge im Juni
Deshalb wird dieses Herzensprojekt meine Juni-Challenge.
Ich will Band 1 – von vielleicht 15 – komplett übersetzen. Aktuell bin ich bei Seite 158 von insgesamt 389. Das heißt: 231 Seiten in 30 Tagen. Macht etwa 8 Seiten pro Tag.
Klingt machbar, oder?
Reich belohnt werde ich schließlich durch interessante Erkenntnisse aus dem Alltag meiner Familie, aus meiner Heimatstadt, dem damaligen Zeitgeist. Und du kannst daran teilhaben – versprochen.
Deine Challenge hältst du sowieso nicht durch? Das kannst du ändern!
In meinem Mini-Kurs „Diesmal bleibe ich dran!“ lernst du 7 Erfolgsfaktoren kennen, mit denen du in Zukunft jede Challenge meisterst!
Melde dich gleich an:

Ausnahmen & Realitätscheck
Im Juni wird es mehrere Tage geben, an denen ich nicht an meinem Herzensprojekt arbeiten kann. Wir haben über Pfingsten Besuch – und Ende Mai verreise ich ein paar Tage mit meinen Freundinnen. An diesen Tagen gönne ich mir eine Auszeit von meiner Challenge.
Deshalb will ich diese Tage vorher „herausarbeiten“ – allein schon deshalb, weil unsere Freundinnen-Reise am Monatsende ist.
Es geht diesmal also nicht darum, jeden Tag an meinem Herzensprojekt zu sitzen. Sondern darum, am Ende des Monats das Buch fertig zu haben.
Ich werde auch diesmal wieder täglich meinen Fortschritt dokumentieren. Aber es wird bewusst auch Lücken geben – geplante Lücken.
Und was ist dein Herzensprojekt?
Vielleicht hast du auch etwas, das du seit Ewigkeiten auf dem Zettel hast.
Etwas, das dir wichtig ist – aber immer hinten runterfällt, weil anderes „dringender“ ist.
Falls du jetzt innerlich genickt hast: Warum machst du im Juni nicht einfach mit?
Dein Herzensprojekt kann alles Mögliche sein – wichtig ist nur, dass es für dich Bedeutung hat.
Hier ein paar Ideen, wie so eine Herzensprojekt-Challenge aussehen könnte:
Welche Challenge passt zu dir? 4 Ideen für deinen Scannertyp
🧠 Der wissbegierige Scanner
Lernt gern, sammelt Wissen, liest sich tief in Themen ein.
Deine Challenge könnte sein:
- Jeden Tag 15 Minuten ein Fachbuch lesen, das du schon ewig im Regal hast.
- Endlich einen Online-Kurs abschließen.
- Die Familiengeschichte oder Biografien deiner Vorfahren recherchieren.
🎨 Der kreative Scanner
Liebt es, sich künstlerisch auszudrücken – malend, schreibend, bastelnd, gestaltend.
Deine Challenge könnte sein:
- Ein Skizzenbuch mit 30 Zeichnungen füllen.
- Jeden Tag eine Seite in einem Herzensprojekt schreiben (z. B. Roman, Blog, Songtexte).
- Endlich das Fotobuch für die letzten drei Urlaube gestalten.
⚙️ Der innovative Scanner
Hat ständig neue Ideen, liebt es zu tüfteln, zu bauen oder Dinge zu optimieren.
Deine Challenge könnte sein:
- Jeden Tag 1 Stunde an einem Herzensprojekt arbeiten (App, DIY-Projekt, neues Produkt).
- Eine eigene Methode oder ein Framework ausarbeiten.
- Eine neue Idee in ein testbares Konzept bringen.
🔥 Der energiegeladene Scanner
Braucht Bewegung, Abwechslung, Action – schnell Langeweile, wenn’s zu gleichförmig wird.
Deine Challenge könnte sein:
- Jeden Tag ein neues Miniprojekt anstoßen (z. B. 30-Minuten-Aufräumaktionen, Mikro-Challenges).
- Jeden Tag eine andere Aktivität machen, die mit dem Herzensthema zu tun hat.
- Ein Herzensprojekt in Etappen mit Belohnungsschritten umsetzen – z. B. 5x 6-Tage-Blöcke.
Welcher Scannertyp bist du eigentlich?
Mach den Test und finde heraus, welcher Challenge-Stil am besten zu dir passt.
Das Ergebnis hilft dir, dein Herzensprojekt richtig gut umzusetzen.
Meine Herzensprojekt-Challenge im Juni: So komme ich voran
Hier kannst du ab 1. Juni lesen, was ich in den Tagebüchern meiner Großmutter entdecke. Möchtest du mit mir fast 100 Jahre in die Vergangenheit schauen? Dann komm mit und schau mir über die Schulter.
Tag 1 – 1. Juni 2025: Orientierung. Wo war ich stehengeblieben – und wann?
Tag 1 ist mein „Orientierungstag“. Ich habe mir die Datei rausgesucht und unter meinen Favoriten gespeichert. Letzte Änderung: 9. August 2023. Also fast zwei Jahre seit meiner letzten „Übersetzung“. Ich lese mir noch einmal durch, was ich bisher aufgeschrieben habe.
Meine Großmutter hat mir dem Tagebuch schreiben kurz nach ihrer Verlobung begonnen. Sie hatte ihr Tagebuch von meinem Großvater geschenkt bekommen und wollte eigentlich nur die Erlebnisse während ihrer Brautzeit festhalten.
Kennengelernt hatten sich meine Großeltern am 17. November 1922 auf einer Gildefeier der Kunstakademie in Dresden, als beide die gleiche Idee hatten: Sie verkleideten sich als Engel. Meine Großmutter lebte damals in Dresden und absolvierte gerade eine Ausbildung zur Apothekenhelferin. Mein Großvater ist Rostocker und studierte damals an der Dresdner Kunstakademie.
Auf den ersten Seiten geht es vor allem ums feiern, es gab viele Feste in der Künstlergilde. Offenbar war mein Großvater der Vorsitzende. Diese Feste hatten meistens ein besonderes Motto. Zum Beispiel hat meine Großmutter beschrieben:
Das schönste Fest in diesem Sommer war das Sommerfest der Gilde im Schillergarten. Er stand im Zeichen der aktuellsten Neuheit, die alle Gemüter bewegte: Die Ausgrabungen der altägyptischen Königsgräber. Es hatte aber eine Besonderheit, denn der Forscher sollte nicht ungestraft die tausendjährige Ruhe der ägyptischen Könige gestört haben – er starb kurze Zeit darauf, ebenso sein Nachfolger.
Um diesem Verhängnis zu begegnen, hatten die Gildner beschlossen, den König wieder beizusetzen. Das Fest trug daher vollständig ägyptischen Charakter. Wir hatten uns alle möglichst stilvoll gekleidet, geschminkt und angemalt. Im Mittelpunkt der Feier stand die Beisetzung. Ein feierlicher Zug aller Festteilnehmer führte die Mumie nach der Grabkammer, Herrn Lindners Bierkeller. Dort war der Raum feierlich düster, nur durch kleine Ölkerzen erleuchtet.
Kann man sich gut vorstellen, oder?
Meine Großeltern haben aber nicht nur gefeiert, sondern auch viele Wanderungen und Ausflüge in die Umgebung unternommen: Sächsische Schweiz, Spreewald, das Meißner Land während der Baumblüte.
Sie schreibt auch, dass mein Großvater damals einen Auftrag in der Niederlausitz hatte , er sollte eine Kirche einer Braunkohlegrube ausmalen. Als ich das seinerzeit erstmals gelesen hatte, wusste ich damit noch nichts anzufangen. Kurz danach fuhren wir in Großräschen einen Radmarathon, das Gebiet war eine ehemalige Braunkohlengrube. Dank der Informationen über die Geschichte der Braunkohlegrube konnte ich später 1 und 1 zusammenzählen.
Zu Pfingsten im Jahr 1925 heirateten meine Großeltern. Mein Großvater hatte sein Studium schon einige Monate zuvor abgeschlossen und war wieder in Rostock. Meine Großmutter gab ihre Stelle in der Dresdner Hof-Apotheke auf und zog ebenfalls nach Rostock. Beide sollten das Dekorationsmalergeschäft meiner Urgroßeltern übernehmen und nach und nach in ihre neue Aufgabe hineinwachsen, damit die Eltern sich zurückziehen konnten.
Damals waren Wandmalereien modern. Ich weiß, dass mein Urgroßvater seinerzeit auch Wände im Schloß Neuschwanstein dekoriert hat. Mein Großvater hatte immer wieder Aufträge für Cafes.
Ich lese gerade, dass die Hochzeit am 3. Juni 1925 war. Das war … übermorgen vor 100 Jahren!!! Das war mir nicht bewusst …
Interessant fand ich diesen Eintrag:
Das letzte, eingetragene Ereignis liegt bereits ein Jahr zurück, und wenn sich auch nichts weltbewegendes ereignet hat, so doch mancherlei, welches der Erwähnung wert ist. Ort mangelt es mir an Zeit, mitunter aber leider an der nötigen Stimmung, und das ist das Traurige. Früher tat ich alles mit Lust und Liebe. Und jetzt? Wie in meinem Leben ist mir das Einerlei des Alltags so drückend zum Bewusstsein gekommen. Dieses ewige Abwaschen des Geschirrs, dieses Aufräumen und Reinemachen und nie ein Ende, nie ein Ziel, jeden Tag von vorn anfangen. Und das Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Wenn ich diesen Gedanken weiterdenken versuche, dann zweifle ich daran, das ganze restliche Leben lebenswert zu finden. Das Grundübel dieser dummen Gedanken ist aber wohl die Einsamkeit. Ich habe den ganzen Tag, aufgrund all der mechanischen Arbeit, die kein Denken erfordert, viel zu viel Zeit, mich in meinen Gedanken einzuspinnen. Jetzt verstehe ich erst den tieferen Sinn der Worte, die Schiller seinem Glockengießer in den Mund legt: „Wenn gute Reden sie begleiten, dann fließt die Arbeit munter fort …“ –
So geht das zwar nicht weiter, aber auch vor 100 Jahren haben Frauen schon mit dem „Nur-Hausfrau-sein“ gehadert … denn ich glaube, zu der Zeit war meine Großmutter noch nicht richtig in das Geschäft involviert. Denn sie schreibt weiter:
Du hast deinen Beruf, der dir Abwechslung die Menge bringt, mich aber langweilen Fische und Kakteen ebenso wie meine Strickarbeiten und Geschirrabwaschen.
Kurz danach beschreibt sie aber wieder gemeinsame Ausflüge, in die ich mich sehr gut hineinversetzen kann. Wenn sie Wanderungen auf dem Darss beschreibt, auf Rügen, in der Rostocker Heide, weiß ich genau, welchen Weg sie gegangen sind, welche Aussicht sie genossen haben, welche Bahnstrecke sie gefahren sind.
Tag 2 – 2. Juni 2025: Startschwierigkeiten und erste Erkenntnisse
Was habe ich mir da nur vorgenommen …
8 Seiten täglich??? Das ist wirklich alles andere als entspannt …
Heute habe ich ewig gebraucht, ich schreibe jetzt nicht auf, wie lange. Davon war das eigentliche Transkribieren das wenigste. Aber ich glaube, ich habe jetzt den richtigen Workaround raus. Anfangs hatte ich die Bilder als heic-Datei gespeichert, das nahm die Transkriptionssoftware ja nicht. Also alles noch einmal umwandeln. Welche Software macht das am schnellsten? Nach mehreren Versuchen landete ich bei pdf24 – einem Tool, das ich oft für PDF-Dateien nutze. Aber dass das Tool auch von heic in jpg umwandelt, wusste ich bisher nicht. Hat dann aber letztendlich gut geklappt.
Die Transkriptionssoftware selbst funktioniert ganz gut, aber die Umwandlung selbst erforderte auch für jede Seite eine Wartezeit und sie erkennt vieles auch nicht. Dennoch ist es eine gute Hilfe, denn so habe ich ein Gerüst, das ich nur noch anpassen, korrigieren und ergänzen muss.
🔄️ Traskribiert: 20 Seiten
Meine Großmutter berichtet über gemeinsame Ausflüge, unter anderem nach Brunshaupten-Arendsee. Als ich vor einigen Jahren begonnen hatte, die Tagebücher zu lesen, hatte ich mich immer gefragt, wo dieses Brunsahaupten-Arendsee wohl liegen soll, denn davon war ziemlich oft die Rede. Das hat mich schon gewundert. Denn ein Ort, an dem meine Großeltern offensichtlich oft waren, und von dem ich noch nie gehört habe?
Dann entdeckte ich in einer Zeitung einen Bericht über die Seebrücke in Kühlungsborn, einem nahe gelegenen Ostseebad – wir sind oft mit dem Rad dort. In dem Zeitungsbericht las ich, dass Kühlungsborn früher Brunshaupten-Arendsee hieß. Ich kenne es nur als Kühlungsborn, bestehend aus den Teilen Kühlungsborn Ost und Kühlungsborn West. Nun klärte sich einiges auf …
Was ich auch interessant fand: Meine Großeltern beteiligten sich an Ausschreibungen des Schweriner Hochbauamts und gewannen Äufträge zur Gestaltung des Palais und zur Erneuerung der Wustrower Kirche. Da sie nicht die preiswertesten Anbieter waren, führen sie die Beauftragung darauf zurück, dass die Skizzen, die sie eingereicht haben, wohl am aussagekräftigsten waren.
Auch in Wustrow waren wir vor wenigen Tagen, am Himmelfahrtstag. Beim nächsten Mal schauen wir uns die Kirche von innen an, bisher ahnte ich nicht, dass mein Großvater dort wochenlang gearbeitet hat.

Meine Großmutter schildert ihre Freude über den Auftrag – für sie waren es tolle Ferien an der See, direkt im Hochsommer. Sie hatten für die Dauer des Auftrags eine Wohnung gemietet und die Schwester meiner Großmutter war extra aus Dresden gekommen, um die einmalige Gelegenheit zu nutzen. Den ganzen Tag genossen die beiden das schöne Wetter am Strand, während mein Großvater in der Kirche arbeitete. Abends, nach Feierabend, unternahmen sie noch Spaziergänge zu dritt.
Tag 3 – 3. Juni 2025: Himmelshochzeit
Heute vor 100 Jahren haben meine Großeltern geheiratet. Welch ein Zufall, dass ich gerade jetzt wieder einen neuen Anlauf mit den Tagebüchern genommen habe, denn sonst wäre mir das heute überhaupt nicht bewusst. Ich musste erst einmal herausfinden, wie man diesen Hochzeitstag nennt: Himmelshochzeit. Und nach meiner Recherche gibt es weltweit niemand, der diesen Hochzeitstag zu Lebzeiten feiern konnte.
An die Goldene Hochzeit meiner Großeltern erinnere ich mich noch.

Mein Workaround läuft immer runder. So darf es weitergehen. Mit der Software arbeite ich inzwischen ganz gut Hand in Hand. Manche Passagen erkenne ich besser als die Software, andere findet die Software schneller heraus. Ich hoffe, es geht von Tag zu Tag schneller. Denn so oft kann ich mir nicht so viel Zeit freischaufeln wie heute.
🔄️ Traskribiert: 10 Seiten – Seiten 180 bis 189
Meine Großmutter erwartete ihr erstes Kind. Und, wenn ich mir die Geburtsdaten meines Vaters und meines Onkels vor Augen führe, ahne ich …
Sie schildert unter anderem, dass ihre Schwiegereltern – im eigenen Haus – in eine andere, gerade frei gewordene Wohnung gezogen sind, damit die Kinder rechtzeitig ihre bisherige Wohnung beziehen konnten. Dazu benötigte man offenbar eine Genehmigung. Sie hatten die Antwort des Wohnungsamts nicht abgewartet und bekamen zu Weihnachten eine Ablehnung. Stattdessen wurden sie aufgefordert, die Wohnung zu räumen und alle Umbauten wieder rückgängig zu machen. Sie hatten inzwischen einen Wanddurchbruch gemacht und die Wohnung renoviert.
Der Schwiegervater konnte dann letztendlich mit einem neuen Gesuch doch noch erreichen, dass alles so bleiben konnte.
Dennoch wundert mich, dass man damals nicht über sein Wohneigentum verfügen konnte. Zu DDR-Zeiten war das normal. Ich erinnere mich, dass meinen Großeltern immer wieder Mieter zugewiesen wurden, die man anderswo nicht haben wollte. Eine Alkoholiker hatte zum Beispiel betrunken fast das Haus in Brand gesteckt, weil ihr eine Zigarette aus der Hand gefallen war und der Teppich schon brannte. Zum Glück bemerkte mein Vater den Rauch rechtzeitig und konnte die Flammen ersticken.
Tag 4 – 4. Juni 2025: Mein Vater wird geboren
Am 19. Mai sind meine Großeltern Eltern geworden – und es war tatsächlich mein Vater, der geboren wurde. Das klärte sich nicht nur durch das Geburtsdatum auf, sondern auch durch den Namen, auf den er getauft wurde. Irrtum unmöglich. Nur, mein Vater ist im Jahr 1928 geboren – laut Tagebuch sind wir noch im Jahr 2027. Fehlt da ein Jahr? Schon komisch, sich den eigenen Vater als kleines Baby, als „das Bübchen“ vorzustellen …
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Liebe Astrid,
was für eine schöne Herzenschallenge für den Juni! 💛
Mein erster Impuls war: Wie gerne würde ich dir beim Entziffern helfen!
Ich liebe die altdeusche Schrift – Sütterlin. Auch wenn ich noch zu jung bin, um die Zeit erlebt zu haben, in der sie genutzt wurde, habe ich mir doch über mehrere Jahre mit dem Bruder meines Opas eben in Sütterlin geschrieben.
Mit Mitte 20 wollte ich es einfach lernen und hatte die beste Unterstützung dabei und viel Gelegenheit zum Üben 😉
Du hast Recht: Es ist mühsam, aber es lohnt sich. Es ist ein Eintauchen in vergangene Zeiten, die dadurch so unglaublich lebendig werden. Einfach wunderbar!
Über mein Herzensprojekt habe ich mir noch nie so wirklich Gedanken gemacht. Ich werde mich aber mal auf die Suche machen.
Vielen lieben Dank für deine Ideen und den schönen Beitrag 🙂
Alles Liebe
Marina
Liebe Marina,
oh, das ist ja interessant! Du hast tatsächlich selbst in Sütterlin geschrieben? Wie schön …
Und gelernt hast du die Schrift mit Mitte 20? Hut ab!
Ich finde auch, dass die altdeutsche Schrift schön aussieht. Und soweit ich weiß, hat meine Großmutter großen Wert auf eine schöne Handschrift gelegt. Das ist ihr gelungen!
Das mit dem Entziffern – schwierig finde ich vor allem Eigennamen und unvollständige bzw. unlesbare
Ich bin schon gespannt, wie gut ich vorankomme. Und ich freue mich 🥰 Vor allem auf das Eintauchen in vergangene Zeiten, wie du sehr treffend geschrieben hast. Und wer weiß, vielleicht findest du in den nächsten Tagen noch ein eigenes Herzensprojekt und machst einfach mit
Danke für deinen wunderbaren Kommentar!
Liebe Grüße
Astrid
Liebe Astrid,
was für eine schöne Herzenschallenge! Ich bin gerade über deine Blogparade hier gelandet und gleich hängen geblieben! Einen richtigen Schatz hast du mit den Tagebüchern da und ich bin ein bisschen neidisch, dass sich bei uns die Schätze auf Briefe und spätere Tagebücher zum Garten beschränken.
Meine Großeltern (beide etwa 10 Jahre jünger als deine Großmutter) haben zwar immer viel erzählt, aber aufgeschrieben ist nochmal anders. Du schreibst ja selbst, dass es in der Entstehungszeit niedergeschrieben eine eigene Stimmung hat. Das kann ich bestätigen, wenn ich an die Briefe von August 1961 denke.
Ich hab mir deinen Artikel direkt „auf Wiedervorlage gelegt“ und werde dich begleiten.
Liebe Grüße Irina
Liebe Irina,
das ist so schön, was du schreibst. Was die Tagebücher für ein Schatz sind, wird mir immer mehr bewusst, je älter ich werde. Und ich bin wirklich froh, dass ich den Faden jetzt wieder aufgenommen habe. Ich bin ganz erfüllt von den Eindrücken – besonders, wo ich weiß, dass genau heute ihr 100-jähriger Hochzeitstag ist.
Briefe von August 1961 sind ebenso wertvoll, auch die hat bestimmt nicht jeder aufgehoben. Wer konnte sich damals schon vorstellen, was sich aus den Ereignissen noch entwickeln wird.
Auch über diese Zeit werde ich ja einiges lesen können, aber bis ich so weit vorgedrungen bin, werden wahrscheinlich noch viele weitere Jahre vergehen. Wenn ich mir überlege, welche Erkenntnisse mir schon die 5 Jahre von 1922-1927 gebracht haben, kann ich nur erahnen, was mich noch erwartet.
Von meiner Familie mütterlicherseits gibt es leider kaum noch Dokumente, sie wurden damals aus dem heutigen Polen vertrieben und mussten alles zurücklassen. Die Erzählungen meiner Mutter habe ich damals zwar gehört, aber nicht mit der Aufmerksamkeit, die ich mir heute gewünscht hätte. Glücklicherweise hat mein Bruder sie immer wieder befragt und alles aufgeschrieben. Denn jetzt kann ich sie leider nicht mehr fragen.
Voll schön, dass du immer mal zum Lesen vorbeikommst.
Liebe Grüße
Astrid