Kreatives Denktool: Kennst du noch die ABC-Listen nach Vera F. Birkenbihl?

17. Februar 2024
ABC-Liste

Kürzlich habe ich beim Aufräumen alter Unterlagen mehrere ABC-Listen gefunden, die ich vor Jahren nach der Methode von Vera F. Birkenbihl ausgefüllt hatte. Sie müssen aus dem Jahr 2009 oder 2010 stammen. Damals war ich als Werbetexterin selbstständig und hatte mich auf Immobilienmarketing spezialisiert. Meine ABC-Listen nutze ich damals als Kreativitätstool für meinen damaligen Blog immocopy.de, in dem es um Immobilienmarketing und um Werbetexte rund um die Immobilienvermarktung ging.

Ich finde es immer wieder spannend, mich auf diese Weise in vergangene Zeiten zurückzuversetzen.

Du weißt sicherlich, dass Vera F. Birkenbihl (1946–2011) eine der führenden Trainerinnen im Bereich des lebenslangen Lernens, der Kommunikation und des Selbstmanagements war. Sie war bekannt für ihre innovativen und praxisorientierten Ansätze, die sie in zahlreichen Büchern, Seminaren und Vorträgen vermittelte.

Ich war (und bin) ein großer Fan von ihr. Ich kann mich noch gut an meine erste Begegnung mit neuronalen Bahnen und dem neuronalen Netz erinnern. Vera F. Birkenbihl hatte das damals so spannend erklärt, dass ich noch heute das Modell unseres Gehirns vor Augen habe, so wie sie es geschildert hatte.

Eins der Denkmodelle bzw. eine Kreativitätstechnik, die sie damals vorgestellt hatte, waren besagte ABC-Listen. In diesem Video erklärt Vera F. Birkenbihl das Konzept der ABC-Listen. ABC-Listen sind bereits seit Aristoteles bekannt und wurden bis vor 250 Jahren in ganz Europa als kreatives Denktool genutzt.

Was bringen ABC-Listen?

Der Effekt von ABC-Listen sind vielfältig. Mit ABC-Listen kannst du

  • schnell in ein Thema einsteigen, indem du eine Inventur deines Wissens zu einem bestimmten Thema vornimmst.
  • Wissen aus deinem Unterbewusstsein an die Oberfläche, in dein Bewusstsein holen.
  • dein assoziatives Denken auf Trab bringen.
  • Ideen generieren, indem du Listen zu unterschiedlichen Themen erstellst, dann Begriffe unterschiedlicher Wissensgebiete einander gegenüberstellst und versuchst, Verbindungen zu finden.
  • Antworten auf schwierige Fragen finden, beispielsweise deine Stärken finden. Frage dich zum Beispiel: Was macht dich als Mensch aus?
  • einen Text, beispielsweise einen Blogbeitrag konzipieren, indem du dir zunächst einen Überblick über das Thema verschaffen. Was weißt du darüber? Womit fängst du an?
  • im Meeting “mitschreiben”, also während eines Meetings gefallene Begriffe in die ABC-Liste eintragen. Durch das Eintragen deiner Assoziationen in die ABC-Liste bleiben die Inhalte des Meetings in deiner Erinnerung.
  • Probleme lösen. Durch ABC-Listen bekommst du möglicherweise noch eine andere Sicht auf das Thema und findest eher eine Lösung.

Besonders gut hat mir die Zusammenfassung von Yuu Dennings gefallen, die ich dir hier verlinke.

Warum haben ABC-Listen diesen Effekt?

Vera F. Birkenbihl nennt dafür zwei Gründe:

Grund 1: Unser Gehirn speichert Informationen nach Anfangsbuchstaben ab. Nicht nach Endbuchstaben, nicht nach Silbenanzahl. Suchen wir also nach Begriffen mit bestimmten Anfangsbuchstaben, können wir mehr Wissen abrufen.

Grund 2: ABC-Listen zwingen uns zu einer gewissen Denkdisziplin. Das Muster ist nicht so starr, dass es das Denken hemmt, es verlangt uns aber dennoch eine gewisse denkfördernde Disziplin ab und in der Limitierung beginnt die Kreativität.

So arbeitest du mit ABC-Listen

Es gibt mehrere verschiedene Möglichkeiten, mit ABC-Listen zu arbeiten, die folgenden Basics haben alle gemeinsam:

  • Lege dir eine Tabelle mit 3 Spalten und 26 Zeilen an. An den Anfang jeder Zeile schreibst du untereinander einen Buchstaben des Alphabets.
  • Dann wählst du ein Thema – dazu später mehr – und schreibst in jede Zeile einen Begriff, der dir zu dem Thema einfällt und mit dem Buchstaben der Zeile anfängt.
  • Setze dir für das Ausfüllen der Liste ein Zeitlimit, beispielsweise 90 Sekunden für jede Spalte, oder fülle die Liste ohne Zeitbegrenzung aus.

Wichtig ist beim Ausfüllen der ABC-Listen, dass du nicht krampfhaft versuchst, einen Buchstaben nach dem anderen abzuarbeiten und dich von A nach Z durchzukämpfen. Wandere locker mit den Augen hoch und runter – von A zu Z und wieder zurück zu A. Sobald dir ein passender Begriff oder eine Assoziation zu dem Thema einfällt, trägst du sie bei dem jeweiligen Buchstaben ein.

Warum ist der „lockere Blick“ so wichtig?

Nach Ablauf des Zeitlimits wirst du Lücken in der Liste haben, und das ist in Ordnung. Würdest du streng von oben nach unten arbeiten, hättest du nur Begriffe zu A,B,C,D … und weiter hinten im Alphabet nichts mehr. Genau das wollen wir ja nicht.

Varianten der ABC-Listen

Vera F. Birkenbihl hat in ihren Büchern und Seminaren mehr als 10 Möglichkeiten für die Arbeit mit ABC-Listen vorgestellt. Hier ist eine kleine Auswahl:

ABC-Listen mit Zeitlimit

Wähle für jede Spalte ein anderes Wissensgebiet. Zum Beispiel in Spalte 1 ein allgemeines Thema (Stadt, Land, Fluss …), in Spalte 2 ein anderes allgemeines Thema (Tiere, Pflanzen, Getränke …) und in Spalte 3 dein Lieblingsthema, dein Fachgebiet, dein Spezialthema. Setze dir für jede Spalte ein Zeitlimit, zum Beispiel 90 Sekunden. Wichtig: In Liste 3 gehört kein allgemeines Thema, sondern dein Lieblingsthema.

Nachdem du die Spalten 1 und 2 ausgefüllt hast, kannst du für die Spalte 3 eine Prognose abgeben. Inzwischen weißt du ja, wie es läuft. Wie viele Begriffe wirst du in 90 Sekunden zu deinem Spezialgebiet finden? Dann vergleiche deine Prognose mit dem tatsächlichen Ergebnis. Du wirst wahrscheinlich feststellen, dass du in deinem Lieblingsthema besonders viele Begriffe gefunden hast.

ABC-Listen ohne Zeitlimit

Du kannst ABC-Listen auch ohne Zeitlimit ausfüllen. Dann geht es nicht darum, in kurzer Zeit so viele Assoziationen wie möglich zu finden sondern möglichst viele Begriffe zu einem Thema, möglichst auch mehrere zu einem Buchstaben. Diese Variante hatte ich für meine ABC-Listen gewählt. Meine Listen hatte ich nach und nach vervollständigt.

Tipp: Trainiere das Bilden von Assoziationsketten. Angenommen, dein Thema für Spalte 1 sind Städte (du denkst auch gerade an Stadt-Land-Fluss, oder?) Dann fällt dir vielleicht deine Heimatstadt ein. Dann gehst du in Gedanken andere Städte in Deutschland, Österreich oder der Schweiz durch – das ist deine Assoziationskette. Erst wenn dir dazu nichts mehr einfällt, gehst du gedanklich beispielsweise nach Skandinavien und machst mit skandinavischen Städten weiter.

So arbeitest du mit den ausgefüllten ABC-Listen

Die ausgefüllten Listen kannst du später vielseitig verwenden, zum Beispiel indem du Begriffe verschiedener Listen, Wissensgebiete, Buschstaben miteinander kombinierst, einander gegenüberstellst, verknüpfst. Versuche, dabei Ideen zu entwickeln. Stelle dir Fragen. Mach eine Challenge daraus.

Über mich

Astrid Engel

Hey, ich bin Astrid. Auf meinem Blog dreht sich alles um Struktur, Planung, Zeitmanagement und Organisation für Scannerpersönlichkeiten, Multitalente, Multipotentialite und kreative Chaoten. Nenne uns, wie du willst – für mich sind wir einfach „Scanner“.

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2 Kommentare

  1. ABC-Listen nutze ich auch sehr gerne, genau aus den Gründen, die du genannt hast. Auch in der Arbeit mit meinen Schülern setze ich sie ein, z.B. um Wörter zu sammeln, die später als Schreibhilfe genutzt werden können. Diese Liste ist für meine Schüler einfacher, als die Wörter im Duden nachzuschlagen. Wir benutzen die Listen auch, um Ideen rund um ein Thema zu sammeln. Anschließend markieren wir, was inhaltlich zusammenpasst, um so unseren zu schreibenden Text zu strukturieren. Das funktioniert richtig gut und es ist immer wieder erstaunlich, wie viel wir doch über ein Thema wissen.

    Antworten
    • Liebe Sabine,
      das ist ja interessant! Wunderbar, dass diese Methode in deinem Unterricht funktioniert und dass die Schüler gut damit zurechtkommen. Ich will diese Methode jetzt auch wieder mehr nutzen und dein Kommentar hat mich gerade darin bestärkt. Ganz herzlichen Dank dafür!
      Liebe Grüße
      Astrid

      Antworten

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