Sage bitte nie wieder: „Ich bin zu alt für die Technik“

16. April 2023
zu alt für Technik

Immer wieder höre ich: „ich bin zu alt für …“ oder „du bist zu alt für …“ – also für Sport, Kälte, Lernen. Meistens geht es aber um technische Dinge. Ich zeige dir hier, warum du ganz bestimmt nicht zu alt für die Technik bist!

In meinem beruflichen Umfeld laufen gerade verschiedene Digitalisierungsprojekte. Nutzer sollen grundsätzlich Menschen aller Altersgruppen sein, also auch sogenannte Best Ager (wie ich) und darüber.

Im Kollegenkreis gab es kürzlich eine Diskussion darüber, wie diese Altersgruppe diese Anwendungen wohl annehmen würde. Einige waren der Meinung, dass ältere Menschen sowieso nicht damit umgehen können und vor allem auch nicht wollen. Mein erster Impuls: Unverständnis.

Ich mag mich mit der pauschalen Sichtweise „ab 60 … 65 … 70 ist man zu alt für Technik …“ einfach nicht zufriedengeben. Schließlich werden seit etwa 30 Jahren Computer in unseren Büros genutzt, in den meisten Privathaushalten vielleicht seit 25 Jahren.

Wer heute 80 Jahre alt ist, war vor 30 Jahren 50. 10 Jahre jünger als ich heute. Das soll ein Alter sein, in dem man sich nicht mehr dafür interessiert, was in der Welt um uns herum geschieht???

Später revidierte ich meine Sichtweise ein wenig.

Vor 30 Jahren waren Computer und Internet komplizierter als heute

Vor 30 Jahren hätte man vielleicht noch glauben können, bei der ganzen Computer- und Internetgeschichte würde es sich um einen Hype handeln, der so schnell vorbeigeht, wie er gekommen ist. Und es war tatsächlich nicht so einfach wie heute, sich in die Technik hineinzufinden.

Was damals als „kinderleicht“ angepriesen wurde, funktionierte aus unerklärlichen Gründen nicht immer so wie es sollte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass nach tagelangen Problemlösungsversuchen über die Hotline meines Providers der irgendwann vor Ort erschienene Telekom-Techniker ebenfalls ratlos mit den Schultern zuckte …

Ich kann gut verstehen, wenn jemand, dem PC und Internet damals nicht so wichtig waren, in so einer Situation entnervt aufgegeben hat. Vor allem, wenn er eigentlich gar nicht so recht wusste, warum er sich mit dem Thema auseinandersetzen soll.

Aber heute ist es anders. Heute ist klar, dass man ohne Computer und ohne Internet nur bedingt am Leben teilhaben kann. Und dass all das gekommen ist, um zu bleiben.

Hinzu kommt: Es ist heute viel leichter, die Technik zu bedienen. Sie ist einsteigertauglich, anwenderfreundlich und zuverlässig geworden – so jedenfalls meine Erfahrung.

Zu alt für die Technik – eine selbsterfüllende Prophezeiung?

Ich muss zugeben, mein Verständnis für Menschen, die sich all dem verweigern, hält sich in Grenzen. Ich finde es schade, wenn jemand – in welchem Alter auch immer – für sich beschließt, genug zu wissen und für den Rest seines Lebens „dicht“ macht.

Andererseits glaube ich aber auch, dass viele Menschen, die sich für zu alt für die Technik halten, es nicht besser wissen, weil es ihnen so eingeredet wird.

Meine Theorie: Ich glaube, es gibt eine Wechselbeziehung.

Wenn ältere Menschen immer wieder behaupten, zu alt für die Technik zu sein, kann das „anstecken“. Zum einen, wenn sie es Gleichaltrigen gegenüber erwähnen, die selbst ein wenig unsicher sind und so in ihrer Unsicherheit bestätigt werden.

Erst recht, wenn sie sich gegenüber ihren Kindern so äußern – denn die können es ja nun wirklich nicht besser wissen. Warum sollten sie ihren Eltern und Großeltern nicht glauben?

Bei den Jüngeren setzt sich dann fest: Menschen ab 60 … 65 … 70 sind einfach zu alt für die Technik. Sie erwähnen es ihren Kollegen und Freunden gegenüber. Und irgendwann glauben es alle. Jedenfalls viele.

Die Folge: Wir „Best Ager“ werden von jüngeren Menschen wie technische Analphabeten behandelt.

Sind alle „Digital Natives“ technische Überflieger?

Ich bin bestimmt die letzte, die die Kluft zwischen den Generationen noch zusätzlich befeuern will. Aber es ist auch ein Trugschluss, anzunehmen, dass jemand, der in die digitale Welt hineingeboren ist, automatisch ein IT-Guru ist.

Viele der „Digital Natives“ finden blitzschnell die passende App, können sie intuitiv bedienen und agieren mit schlafwandlerischer Sicherheit in sozialen Netzwerken. Doch tieferes Verständnis für Zusammenhänge und IT-Strukturen darfst du nicht erwarten, es sei denn, derjenige befasst sich beruflich damit.

Wahrscheinlich wirst du nie so schnell am Smartphone schreiben können wie jemand, der mit dem Smartphone in der Tasche geboren ist, aber viele Zusammenhänge wirst du mindestens ebenso schnell erkennen.

Wie alt du dich fühlst, das entscheidest du selbst

Ganz ehrlich, ich fühle mich nicht zu alt. Für nichts. Weder für Sport, noch für kaltes Wasser und ich fühle mich auch nicht zu alt für die Technik. Ich würde sowas auch nie von mir sagen.

Dabei bin ich absolut kein Technik-Genie und ganz vieles weiß ich auch nicht. Beispielsweise weiß ich nicht, wie man bei Snapchat so lustige Ohren und Nasen auf Bilder bekommt. Aber das liegt daran, weil es mir nicht wichtig ist und ich es deshalb noch nie versucht habe.

Ich weiß aber: Würde ich es wissen wollen, hätte ich es in wenigen Minuten herausgefunden. Bin sicher, im Netz würde ich ruck-zuck ein Tutorial finden.

Und das gilt für nahezu alles, was ich momentan nicht weiß. Ich habe mir dann nur noch nicht die Zeit genommen, nach einer Lösung zu suchen.

Es ist nie zu spät, anzufangen

Deshalb mein Appell: Bitte sage nie wieder, dass du zu alt für die Technik bist. Wenn du das von dir denkst, möchte ich dich ermutigen, noch mal einen neuen Anfang zu nehmen. Vieles, was früher schwierig war, ist heute benutzerfreundlich und einfach.

Nur ein Beispiel: Meine Mutter wünschte sich zu ihrem 80. Geburtstag einen Laptop. Davor hatte sie schon einige Jahre einen alten PC genutzt, der in meiner damaligen Firma ausgemustert worden ist.

Sie brachte sich mit einer Lern-CD selbst Photoshop bei, bearbeitete ihre Fotos und wurde immer besser darin. Zudem nutzte sie täglich das Internet um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Auch meiner Mutter kamen Sätze wie „ich bin zu alt für die Technik“ nie über die Lippen. Ebenso wenig, wie meinen Rolemodels.

Wenn du wirklich nicht allein weiterkommst, findest du Hilfe im Bekanntenkreis, in der Familie oder beispielsweise in einem Volkshochschulkurs. Ich kann dir versprechen: Es wird dein Leben so sehr bereichern, wenn du offen bleibst für Neues.

Wenn du allerdings keine Lust auf Technik hast, ist das auch in Ordnung. Doch dann sei bitte auch so ehrlich und sage es so, anstatt es aufs Alter zu schieben.

Über mich

Astrid Engel

Hey, ich bin Astrid. Auf meinem Blog dreht sich alles um Struktur, Planung, Zeitmanagement und Organisation für Scannerpersönlichkeiten, Multitalente, Multipotentialite und kreative Chaoten. Nenne uns, wie du willst – für mich sind wir einfach „Scanner“.

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