Abends schon das Outfit für den nächsten Tag rauslegen, um morgens Zeit zu sparen – ich bin sicher, du kennst diese Empfehlung. Nur, machst du das so? Und funktioniert das bei dir? Bei mir leider nicht … jedenfalls meistens nicht. Denn sehr oft ändere ich meine Meinung morgens noch einmal. Manchmal weiß ich sofort, was ich stattdessen anziehen möchte, aber oft auch nicht. Dann beneide ich die morgendlichen Schnellentscheider, die Trägerinnen von Berufsbekleidung – oder diejenigen, die ganz pragmatisch an die morgendliche Kleiderwahl herangehen. Wie diese drei Frauen, deren Ideen für mich leider nicht in Frage kommen:
3 Kleiderschrank–Zeitsparhacks – leider nicht für mich …
Ich finde immer sehr interessant, was andere Frauen (und bestimmt auch Männer) sich einfallen lassen, um ihre morgendliche Outfitentscheidung zu optimieren. Zum Beispiel:
#1 Eine Bekannte berichtete kürzlich, dass sie sich ein 10-er Pack graue Herrenhemden gekauft hätte. So hätte sie gleich zwei Wochen lang für jeden Bürotag ein frisches Hemd und würde anschließend alle Hemden auf einmal waschen und bügeln. Vermutlich hat sie dann noch mehrere schwarze Hosen dazu. Unglaublich praktisch und effizient, ich weiß, aber undenkbar für mich. Ich mag es, verschiedene Teile immer wieder neu miteinander zu kombinieren. Jeden Tag ein graues Hemd wäre mir viel zu öde.
#2 Da wäre die Self-Challenge der Journalistin Meike Winnemuth schon eher vorstellbar für mich. Meike Winnemuth wollte herausfinden, ob es ihr gelingt, ein Jahr lang täglich das gleiche Kleid zu tragen. Das heißt, sie hatte sich für diese Challenge drei exakt gleiche Kleider anfertigen lassen um sie im Wechsel ein Jahr lang tragen – und zwar immer wieder neu gestylt mit verschiedenen Accessoires, Schuhen und weiteren Kleidungsstücken. Hier hat sie über ihren Selbstversuch berichtet. So spannend ich diese und viele andere Challenges von Meike Winnemuth finde, so wenig bin ich selbst bereit zu solchen Selbstbeschränkungen – denn genau das wäre es für mich.
#3 Das Konzept der Expertin für ästhetischen Minimalismus Andrea Bruchwitz könnte ich mir noch am ehesten für mich vorstellen: Sie kauft sich nur schwarze Kleidung. Das sieht elegant aus und alles passt zu allem. Ich muss gestehen, auch ich bin eine begeisterte Schwarzträgerin. Allerdings nervt es mich, wenn ich bei All-black-outfits gefragt werde, ob bei mir alles in Ordnung sei. Und laut Farbberatung steht mir Schwarz auch nicht. Trage es trotzdem gern. Aber ich habe auch viele Teile in Weiß und in anderen Farben, so dass dieser Tipp für mich auch erst mal ausfällt.
Fun Fact: Falls du jetzt denkst, dass mein Outfit in meinem Job superwichtig wäre und ich einen krassen Dresscode befolgen müsse, dann muss ich dich enttäuschen. Ich arbeite meistens allein in meinem Einzelbüro. Die meisten Menschen, mit denen ich tagsüber Kontakt habe, interessieren sich nicht besonders für Mode und erst recht nicht für mein Outfit. Ich treffe morgens also meine Entscheidung nur für mich selbst und mein Wohlbefinden – für niemand sonst.
Allerdings kommt es gelegentlich doch vor, dass ich auf meinen Style angesprochen werde. Einerseits freue ich mich darüber (logisch), aber andererseits ist es mir auch ein wenig peinlich. Wer möchte schon wegen solcher „Oberflächlichkeiten“ wie seines guten Modegeschmacks geschätzt werden? 😊
Was Mode für mich bedeutet
Ich liebe Mode – und zwar schon immer. Spätestens mit Beginn meiner Schulzeit war mir wichtig, was ich anhabe. Ich bin in der DDR aufgewachsen und was es dort zu kaufen gab, trug man in meinem Freundeskreis nicht. Meine Verwandten in Westdeutschland schickten gelegentlich Kleiderpakete mit Second-Hand-Sachen. Was mir gefiel, aber nicht richtig passte, wurde passend geschneidert und dann ewig getragen.
Meine Mama überließ mir schon sehr früh ihre Nähmaschine und zeigte mir, wie man sie benutzt. Sie brachte mir alles über das Nähen bei. Ich konnte sogar Kragen und Revers pikieren. Mein erstes selbstgeschneidertes Teil war ein dunkelblauer Rock, dann folgte ein türkisfarbener Blazer aus Kord. Da war ich gerade mal 13 Jahre alt.
Später wurden Schlaghosen meine Spezialität. Ich lernte, Schnittmuster anzupassen und konnte mich bald vor Aufträgen nicht mehr retten. Zunächst aus der Schule, dem Freundes- und Bekanntenkreis, dann meldeten sich völlig fremde Menschen bei mir, die über mehrere Ecken von mir gehört hatten.
Den größten Teil meiner Freizeit im Alter zwischen 13 und 29 Jahren verbrachte ich hinter der Nähmaschine. Ich habe damals mit dem Nähen mehr Geld verdient als mit meinem 9-to-5-Job als Bauzeichnerin und auch in meinem anschließenden Studium konnte ich das Geld aus meinem Nebenjob gut gebrauchen.
Für mein Umfeld war klar, dass ich Modedesignerin werden würde. Bin ich aber nicht. Hier habe ich schon mal über diese Phase meines Lebens berichtet. Heute nähe ich nur noch, um Sachen zu reparieren oder zu ändern.
Meine Liebe zur Mode ist aber geblieben. Und meine Achtung vor Kleidung. Nie würde ich ein Kleidungsstück billig kaufen, 2–3-mal tragen und dann wegwerfen. Ich behandle meine Sachen gut. Ich achte darauf, sie schonend zu waschen und zu bügeln. Schuhe bringe ich zum Schuster.
Meine Fehlkäufe – und die gibt es leider immer wieder – versuche ich an Leute abzugeben, die sie weiterhin tragen. Auch wenn ein Verkauf im Second-Hand-Shop oder bei Zalando, momox, Kleiderkreisel, ebay sich finanziell nicht lohnt und der Altkleidercontainer die einfachere Lösung wäre.
Ich versuche mich immer an die Regel zu halten, die ich mal irgendwo gehört habe: Jedes Kleidungsstück sollte aus Nachhaltigkeitsgründen mindestens 30-mal getragen werden. Wenn schon nicht von mir, dann von jemand anderem.
Ich trenne mich schnell von Kleidungsstücken, die ich nicht gern trage, weil ich immer denke, dass die Sachen sonst unmodern werden und ich sie dann erst recht nicht anziehen mag. Manchmal viel zu schnell – und ich trauere plötzlich einem Teil nach, das ich vor gerade mal einem Monat weggeben habe.
Warum ich mich morgens nicht gut entscheiden kann
So, aber was hat das nun eigentlich mit meiner morgendlichen Outfitentscheidung zu tun? Die folgenden Gründe treffen wohl alle zusammen:
- Ich muss mich mit meinem Outfit wohlfühlen. Ob es so ist, weiß ich erst morgens. Warum ich morgens auf einmal etwas nicht anziehen mag, obwohl ich es eine Woche davor toll fand, werde ich wohl nie herausfinden.
- Einzelteile immer wieder neu zusammenzustellen, ist für mich auch eine kreative Herausforderung.
- Was ich anziehe, hängt von vielen Faktoren ab: Wie warm oder wie kalt ist es? Regnet es? Was für Termine habe ich? Wen treffe ich? Fahre ich mit dem Auto oder mit dem Fahrrad? Muss ich weite Strecken zu Fuß gehen? Das weiß ich am Abend vorher meistens auch schon, aber manchmal denke ich nicht an alles.
- Ich möchte keine Kleiderschrankleichen haben. Manche Sachen lassen sich nicht so einfach kombinieren (ich mag sie trotzdem), aber ich möchte sie natürlich trotzdem anziehen. Wenn ich mir abends etwas überlegt habe, was mir morgens vor dem Spiegel doch nicht gefällt, kann es schon mal stressig werden.
So funktioniert die Kleiderschrank-App für mich
Du kennst sicherlich den Tipp, besonders gelungene Outfits als morgendliche Entscheidungshilfe zu fotografieren. Das habe ich so noch nicht gemacht, aber früher habe ich in einem Kalender notiert, was gut zusammenpasst.
Da mir das zu aufwändig war, habe ich nach einer für mich passenden Kleiderschrank-App gesucht. Es gibt verschiedene Apps, die helfen sollen, den Kleiderschrank zu organisieren. Alle funktionieren so, dass man zunächst alle Kleidungsstücke fotografiert, einige Informationen hinzufügt und dann Outfits zusammenstellt, die man in einem Kalender speichert, wenn man sie getragen hat.
Ich habe mich vor einigen Jahren für die App „Yourcloset“ entschieden. Mir war dabei wichtig, dass die App für jedes Kleidungsstück auch gleich die „Cost-per-wear“ ermittelt. Also die Kosten pro Tag, an dem das Teil getragen wird.
Das Einrichten der App scheint erst einmal aufwändig, aber so schlimm war es gar nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn man nicht den Anspruch hat, seine Kleidungsstücke besonders attraktiv zu fotografieren. Ich habe dabei nicht viel Federlesen gemacht, ich wollte meine Sachen ja nicht verkaufen. Wichtig war nur, dass ich sie in der App auch erkenne … 😊
Wenn ein neues Teil dazukommt, gebe ich es gleich in die App ein, das geht wirklich schnell. Manchmal fotografiere ich auch nur ein charakteristisches Detail – ein Kragen, Manschetten, eine Tasche mit dem Label der Jeans …
Das Eingeben des täglichen Outfits ist ebenfalls unkompliziert und schnell erledigt. Doch leider kann die App nicht alles, was ich mir wünsche. Ich kann beispielsweise keine Favoriten kennzeichnen, kein Ranking vergeben oder besonders gut gelungene Kombinationen kennzeichnen. Ich kann auch nur ein einziges Foto pro Kleidungsstück speichern, ich würde aber auch gern die Waschanleitung hinterlegen.
Auch wenn „Yourcloset“ nicht alle meine Wünsche erfüllt, hilft mir die App morgens, wenn ich Teile miteinander kombinieren will. Dann lasse ich mir einfach frühere Kombinationen zu einem bestimmten Kleidungsstück anzeigen.
Ich erkenne durch die App auch noch besser, was ich häufig trage und was nicht. Und es gibt einige Teile, die sich – Stichwort Cost-per-wear – einfach nicht lohnen.
Eine Capsule Wardrobe – die Lösung für mich?
Es gibt weitere Möglichkeiten, die morgendliche Outfit-Entscheidung zu forcieren. Das Konzept der Capsule Wardrobe zum Beispiel. Ich finde das Konzept interessant, aber da von vornherein einen Teil meines Kleiderschranks für eine längere Zeit ausklammern müsste, konnte ich mich bisher noch nicht damit anfreunden. Aber wer weiß, vielleicht probiere ich es jetzt doch mal, wenn der Sommer sich verabschiedet. Ich werde dann berichten.
Kennst du das morgendliche Kleiderschrank-Drama auch? Hast du für dich einen Weg gefunden, um dich schneller zu entscheiden? Schreib mir gern einen Kommentar dazu.
0 Kommentare