In den letzten Wochen hatte ich ständig ein schlechtes Gewissen. Kennst du das Gefühl? Du hast dir ein Ziel gesetzt, zum Beispiel möchtest du so wie ich eine eigene Community gründen, und plötzlich holt dich das Leben ein. Statt Fortschritte zu machen, drehst du dich im Kreis. Der Kopf sagt: „Du musst was tun!“ – aber dein Bauchgefühl flüstert: „Irgendwas stimmt hier nicht.“
Vielleicht hast du auch schon mal das Gefühl gehabt, dass du etwas vor dir herschiebst. Und vielleicht hast du dich selbst dafür verurteilt. Aber was wäre, wenn ich dir sage, dass dieses Zögern auch klug sein kann? Hier ist meine persönliche Erfahrung, die mit einer großen Vision begann – und einer noch größeren Erkenntnis endete.
Vom Traum zur Realität – warum ich eine Community gründen wollte
Der Gedanke war verlockend: Eine Community, in der sich Menschen gegenseitig unterstützen, kleine Schritte gemeinsam gehen und sich täglich inspirieren. So wie eine Membership – aber mit Fokus auf Austausch, weniger auf Ressourcen wie Schulungsmaterial, Vorlagen, Checklisten. Genau das war die Idee, die mich antrieb. Und ich hatte die perfekte Plattform dafür gefunden: Scool. Eine Plattform, die mit Leaderboards, Level-Systemen und Belohnungen arbeitet. Ich war begeistert.
Dann begann der Boom. Communitys, allen voran Scool, waren in aller Munde. Es hieß, Communitys seien DIE Alternative zu Social Media. Und natürlich gab es plötzlich auch überall Kurse zum Thema „Community-Aufbau“. Zwei davon habe ich gebucht – weil ich dachte: „Je besser ich mich auskenne, desto schneller kann ich meine Community an den Start bringen.“ Doch aus der großen Euphorie wurde schnell das Gefühl, dass ich auf der Stelle trete. Ich sah mich in einer Spirale aus „Wissen konsumieren“ statt „ins Handeln kommen“. Was war passiert?
Warum bereiten mir Communitys Stress?
Der große Aha-Moment kam, als ich mir meine eigene Rolle in verschiedenen Communities genauer ansah. Hier mein ehrliches Fazit:
- In den ersten Tagen einer Community ist immer viel los. Alle sind euphorisch. Aber nach ein paar Wochen? Die Interaktionen gehen zurück. Plötzlich wird es still.
- Dieser Rückgang der Aktivität wird oft als „Fehler“ interpretiert. Community-Leader versuchen dann, die Mitglieder zu „aktivieren“, zum Beispiel mit Events, Ankündigungen oder direkten Aufforderungen wie: „Kommentiert hier, was ihr gelernt habt!“ Klingt motivierend – fühlt sich aber wie Druck an.
Mir wurde klar: Ich bin selbst oft in Communities überfordert. Nicht, weil ich keine Lust habe, sondern weil es einfach zu viel ist. Zu viele Beiträge, zu viele Diskussionen – und wenn ich es nicht schaffe, Schritt zu halten, kommt das schlechte Gewissen.
Vielleicht kennst du diese Gedanken auch: „Ich sollte mich mehr beteiligen.“ Oder: „Ich bin in dieser Community, also muss ich doch auch was beitragen, oder?“
Die Frage, die mich beschäftigte, war: Muss eine Community wirklich immer „aktiv“ sein? Oder ist es okay, wenn es auch mal etwas stiller wird?
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War es wirklich Prokrastination – oder war ich klüger, als ich dachte?
Anfangs dachte ich: „Okay, ich prokrastiniere. Ich schiebe den Community-Aufbau vor mir her.“ Und mit diesem Gedanken habe ich mich ziemlich schlecht gefühlt. Aber war das wirklich so? In meinem Blogartikel „Ist Prokrastination wirklich so schlecht – und was unterscheidet sie von Präkrastination?“ habe ich bereits darüber geschrieben, dass Prokrastination nicht immer negativ sein muss. Manchmal schützt sie uns davor, uns zu überfordern oder unrealistischen Erwartungen zu unterwerfen.
Im Gegensatz dazu steht die Präkrastination, die Christian Rieck in seinem Buch „Anleitung zur Selbstüberlistung“* als „Vorzieheritis“ bezeichnet. Sie beschreibt das überstürzte, ungeplante Angehen von Aufgaben, was oft ineffizient ist. Ein Beispiel aus dem Buch: Ein Student kam 15 Minuten zu spät zu einer Klausur, weil er die zuvor verschickte Wegbeschreibung nicht gelesen hatte und dadurch den Raum nicht fand. Er meinte, keine Zeit gehabt zu haben, diese Informationen zu lesen – ein klassischer Fall von Präkrastination.
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Ich erkannte, dass mein Zögern beim Community-Aufbau nicht unbedingt Prokrastination im negativen Sinn war. Es war notwendig, um meine Vorstellungen zu klären und eine durchdachte Strategie zu entwickeln. Yvonne Kraus spricht darüber in ihrem Podcast auch in Bezug auf Schreibblockaden: „Eine Schreibblockade ist oft keine Blockade, sondern ein Verarbeitungsvorgang.“ Du nimmst Informationen auf, verbindest sie mit deinen Erfahrungen und kommst zu einem eigenen, neuen Ergebnis. Das ist kein Fehler – es ist ein Prozess.
Was macht eine Community wirklich wertvoll?
Ich bin der Meinung: Eine Community muss nicht 24/7 aktiv sein. Was sie braucht, ist Klarheit und Fokus. Was ich in den letzten Monaten gelernt habe, lässt sich in vier zentrale Prinzipien zusammenfassen:
1️⃣ Qualität vor Quantität
Nicht die Anzahl der Beiträge entscheidet über den Wert einer Community, sondern die Relevanz. Eine Community muss kein Chatroom sein, der ständig blinkt. Viel hilfreicher ist ein Ort, an dem die wirklich wichtigen Themen gebündelt werden. So wie eine Art „Best-of der Woche“.
2️⃣ Rituale und Routinen
Am besten hat es mir in einer recht entspannten Community gefallen, in der es einmal pro Woche einen neuen Wochenpost gab, unter dem man die Erledigung seiner Wochenaufgabe dokumentieren konnte. Das macht die Teilnahme einfach und übersichtlich. Du weißt: „Aha, heute geht es wieder um XY. Darauf fokussiere ich mich.“ So etwas kann eine Community viel wertvoller machen, weil die Mitglieder mit einer klaren Intention reinkommen. Kein „Mal sehen, was hier los ist“, sondern „Ich weiß, was zu tun ist.“
3️⃣ Weniger ist mehr – vor allem für Scannerpersönlichkeiten
Für Scannerpersönlichkeiten (wie mich und vielleicht auch dich?) ist die Flut an Möglichkeiten oft Fluch und Segen zugleich. Eine Community, die den Fokus auf eine Sache lenkt, kann hier enorm helfen. Ein klarer Fokus, wenig Ablenkung – für mich ist das der Schlüssel.
4️⃣ Stressfreie Beteiligung
Ich mochte Leaderboards anfangs sehr, weil sie mir das Gefühl gaben, voranzukommen. Mit jedem neuen Level, das ich mir erkämpfte, wurden mir neue Ressourcen freigeschaltet. Das motiviert enorm! Aber inzwischen sehe ich auch die Kehrseite. Ja, es ist toll, Punkte zu sammeln – aber es erzeugt auch unnötigen Druck. Eine Community ist kein Wettbewerb. Statt „Wer kommentiert am meisten?“ sollte es eher heißen: „Wer hat etwas wirklich Wertvolles beigetragen?“.
Wie ich meine Community jetzt aufbaue
Nach all diesen Erfahrungen stand ich an einem entscheidenden Punkt: Was will ich wirklich? Ich will keine Community, nur weil gerade alle darüber reden. Und schon gar keine, die bei den Mitgliedern nur Druck und Verpflichtungsgefühle auslöst. Stattdessen möchte ich einen Ort schaffen, der genau das Gegenteil bewirkt: Eine Community, die Scanner-Persönlichkeiten Raum gibt – Raum für entspanntes Wachstum, für sanfte Accountability, also gemeinsames Dranbleiben ohne Zwang. Und je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir: Genau das lässt sich nur in einer Community umsetzen.
Stell dir vor, du hättest jemanden, der dich jede Woche fragt: ‚Wie lief es diese Woche?‘ Würdest du dann eher dranbleiben? Genau das ist Accountability – und genau das bekommst du in meiner Community.
Mein Ansatz:
- Jeden Monat ein Vorschlag für ein Thema, den die Mitglieder annehmen können, aber nicht müssen.
- Jede Woche ein Accountability-Check-in, an dem die Mitglieder ihre Pläne für die Woche bekannt geben können (oder auch nicht).
- Kein vorgegebenes Aufgabenpensum, sondern kleine tägliche Schritte, deren Größe jedes Mitglied selbst wählt.
- Kuratiertes Wissen: Anstatt 1000 Nachrichten zu checken, gibt es ein „Best-of“ der Woche. Das spart Zeit und Nerven.
- Freiheit statt Druck: Niemand muss sich ständig melden. Jeder kann in seinem Tempo mitmachen.
Denn was ich mir wünsche – und was ich bei meiner Zielgruppe vermute – ist diese eine Sache: Freiheit.
Ich möchte eine Community, in der Menschen sich unterstützt fühlen, aber niemals verpflichtet. In der sie auf ihre eigene Art aktiv werden können, ohne sich gestresst zu fühlen.
Fazit: Communitys müssen nicht stressen
Am Ende habe ich verstanden: Das schlechte Gewissen war mein größter Motivator. Es hat mich gezwungen, zu überlegen, ob ich mich in die richtige Richtung bewege. Manchmal fühlt es sich an, als ob man prokrastiniert – in Wahrheit ist es eine Verarbeitungsphase.
Ich glaube, viele von uns brauchen Communitys, die nicht den Druck erhöhen, sondern ihn abbauen. Eine gute Community ist nicht die, die am lautesten ist – sondern die, die am meisten unterstützt.
Wenn du dich also das nächste Mal in einer Community überfordert fühlst, dann frag dich: „Will ich das? Oder denke ich, ich muss das wollen?“ Denn oft liegt die Antwort genau dort.
Wie ist es bei dir – fühlst du dich manchmal vom Community-Druck gestresst? Berichte doch in den Kommentaren über deine Erfahrungen – ich bin neugierig!
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